Oxidation ist ein natürlicher Prozess, der immer und überall stattfindet. Man kann es auch banal als „Altern“ bezeichnen. Die Oxidation ist an sich also ganz natürlich. Wenn die Oxidation aber über das normale Maß hinaus gerät, kann sie gesundheitlich schädlich sein. Der Begriff Oxidation meint insbesondere die Reaktion der Atome, die nicht mit einem zweiten Sauerstoffatom gepaart sind, also Moleküle, mit einem ungepaarten Elektron. Wie es dazu kommt, erklären wir gleich.
Übermäßige Oxidation (etwa durch einen hohen Blutzucker, zuviel Insulin (sprich zuviele Kohlenhydrate), oxidiertes LDL (Omega-6-lastige Ernährung), Glutensensivität, Schlafmangel (zu wenig Leptin oder zuviel Ghrelin), Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Bewegungsmangel) führt zwangsläufig zu Entzündungen. Alles was die Oxidation bremst, senkt die Entzündungsneigung. Und alles was die Entzündungsneigung hemmt, bremst auch die Oxidation.
Ein Antioxidans (Antioxidantien) ist eine chemische Verbindung, die eine unerwünschte Oxidation anderer Substanzen gezielt verhindert. Deshalb sind Antioxidantien so wichtig.Antioxidantien haben große physiologische Bedeutung durch ihre Wirkung als Radikalfänger. Sie inaktivieren im Organismus reaktive Sauerstoffspezies (ROS), deren übermäßiges Vorkommen zu oxidativem Stress führt. Oxidativer Stress gilt als mitverantwortlich für den Alterungsprozess und wird in Zusammenhang mit der Entstehung einer Reihe von Krankheiten gebracht.Zu den bekanntesten (aber nicht unbedingt besten) antioxidativen Inhaltsstoffen gehören Vitamin C und die Carotinoide, ein sekundärer Pflanzenstoff. Dazu zählt auch das am häufigsten vorkommende Beta-Carotin. Auch verschiedene Eiweiße, Enzyme & Mineralstoffe wirken antioxidativ. Sie versorgen freie Radikale bereitwillig mit Elektronen und unterbrechen so die Entzündung.Diese Art von Inhaltsstoffen kann die Trägerin der Erbanlagen, die DNA, und Zellmembranen vor oxidativen Schäden bewahren. So bleibt die Zellintegrität erhalten, und die Zellen sind vor Mutationen geschützt. Und da die Antioxidantien das Wachstum und die Entwicklung vieler Zellen regulieren, schützen sie die Zellen auch vor „Angreifern“ wie den sogenannten „freien Radikalen“. Übrigens: Die besten Antioxidantien stecken auch in der Muttermilch, deshalb ist sie für das Neugeborene so wichtig.
Normalerweise bestehen Elektronen aus Paaren. Stress, Umweltgifte, Nahrungsmittelallergien, UV-Strahlen, Stoffwechselentgleisungen, usw. können dazu führen, dass ein Elektron sich löst. Dieses Elektron bezeichnet man als „freien Radikalen“ da es nun orientierungslos versucht, anderen Molekülen ein Elektron zu rauben. Dies wiederum löst eine Kettenreaktion aus, ein Oxidationsprozess, bei dem Zellen angegriffen werden und Entzündungen entstehen. In Folge dessen entstehen noch mehr freie Radikale. Auch unser Gehirn produziert täglich jede Menge freier Radikale und schützt sich in erster Linie selbst: Durch eigenes Gluthation. Glutathion ist ein Tripeptid aus 3 Aminosäuren. Es wirkt zellulär stark antioxidativ und hilft bei der Entgiftung. Dieses körpereigene Antioxidationssystem ist weitaus erfolgreicher, als jedes Nahrungsergänzungsmittel. Dennoch können wir zusätzliche Antioxidantien zu uns nehmen, weil diese Substanzen ebenfalls dazu beitragen können, amoklaufende freie Radikale zu entschärfen.
Was schädigt unsere Zellen? Durch Stress, Umweltgifte und eine ungesunde Lebensweise schädigen wir unsere Zellen. Durch unzureichenden Schutz sind geschädigte Zellen durch freie Radikale und anderen „Angreifern“ zusätzlich ausgesetzt. Oxidierte Pflanzenöle (bereits bei der Pressung beginnt die Oxidation mit Licht und Sauerstoff), oxidierte Lebensmittel wie Oxycholesterine in Milchpulver (Shakes), Eipulver und Sprühfetten (in Croissants,Keksen & Gebäck), Zucker, Omega-6-lastige Nahrungsmittel (Getreide, Mehl, Müsli, Brot, Pasta, Industrienahrung, Limonaden & Co), Nikotin, UV-Strahlung, Chemikalien und Stress greifen die Zellen an. Auch bei tierischen Produkten (Eier, Milch, Fleisch und Fett) aus kommerzieller Tierhaltung überwiegen die entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren. Eine falsche Ernährung und eine nicht artgerechte Haltung der Tiere wirkt sich ungünstig auf die Fettsäurenzusammensetzung aus. Siehe auch Tabelle über Omega-Gehalte verschiedener Lebensmittel: http://www.fettich.de/ungesaettigte-gesaettigte-fettsaeuren-omega-3
Cholesterin ist wertvoll für uns, weil es nicht nur als Grundbaustein unserer Hormone dient, sondern auch als „Reparaturstoff“ z.bsp. für geschädigte Gefäßwände. Dort legt sich das LDL wie ein Pflaster über die „Baustelle“. Kritisch wird es, wenn das LDL über das normale Maß oxidiert.
Diverse Oxidationsprozesse kommen in Gang, wobei Proteine, bestimmte Fette und Glukose sich unnatürlich aneinanderketten und dadurch unbrauchbar werden (Glykierungsendprodukte). Zucker bzw. eine kohlenhydratreiche Ernährung beeinträchtigt die LDL-Funktion, indem die Glukose sich an das LDL-Molekül anheftet und es dadurch unbrauchbar macht. Somit kann das geschädigte LDL nicht mehr der Versorgung der Neuronen dienen.
Indem wir auf eine Kombination aus ausgewogenem Lebensstil sowie einer artgerechten Ernährung achten (ausgeglichene Omega-Bilanz). Im Klartext: Omega-6-lastige Lebensmittel meiden, Omega-3-haltige Lebensmittel bevorzugen, und für die Zufuhr von Antioxidantien sorgen. Unser Organismus steuert der Oxidation bereits entgegen, in dem er Glutathion als Schutzfaktor produziert. Durch die Zufuhr von antioxidativen Nahrungsmitteln können wir diesen Zellschutz zusätzlich unterstützen. Der beste Zellschutz besteht aus DHA: Cholesterin und Omega-3-Fetten.
Unser Hirn besteht zu 2/3 seiner Trockenmasse aus Fett, davon zu einem Viertel aus DHA (Docosahexansäure, eine Omega-3-Fettsäure). DHA kann Entzündungen wirksam bekämpfen.
In gewissen Mengen kann der Körper DHA selbst produzieren, und wir können es aus geläufigem Omega-3-Fett (ALA/ Alpha-Linolensäure) synthetisieren. Allerdings ist der Bedarf über eine fettarme Ernährung schwer zu decken. Und auch die körpereigene Produktion reicht nicht unbedingt aus.
Zugleich sollten wir oxidativen Stress möglichst vermeiden. Aber auch Pflanzenwirkstoffe sind in der Lage, die körpereigenen Schutzmechanismen zu unterstützen, wie Knoblauch, Zwiebelgewächse, Rettich, Kurkuma, Echinacea, wilde Mossbeeren, etc.
Essentiell notwendige und antioxidativ wirksame Stoffe wie Ascorbinsäure (Vitamin C), Tocopherol (Vitamin E) und Betacarotin (Provitamin A) können nicht bedarfsdeckend synthetisiert werden und müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Gute Lieferanten sind Eigelb und Innereien (neben Cholesterin enthalten Eier alle essentiellen Aminosäuren, die der Mensch zum Leben braucht, dazu Vitamine, Mineralstoffe, Cholin fürs Hirn und augenschützende Antioxidantien)
Sekundäre Pflanzenstoffe aktivieren den Nrf2-Spiegel und unterstützen die Gluthation-Produktion auf der Zellebene. Mit diesen Nahrungsmitteln kann eine Entzündung bekämpft werden: Grüntee, Kaffee, Kurkuma (Kurkumin) , Wildkräuter, Lauchgewächse (Lauch, Schnittlauch, Knoblauch, Bärlauch, wilder Knoblauch), Brokkoli, Zwiebeln, Bacopa-Extrakt (Wegerich), Ashwagandha (Winterkirsche/Schlafbeere), Rote Trauben, Algen. Gleichzeitig sollen stark Omega-6-haltige Nahrungsmittel gemieden werden, hauptsächlich Getreide, Zucker und Industrienahrung.
Wenn besonders viele freie Radikale vorliegen, wird im Zellkern ein bestimmtes Protein, Nrf2, gebildet, das sozusagen den Schalter für die Produktion körpereigener Antioxidantien und Entgiftungssysteme darstellt. Aktuelle Forschungen haben verschiedene Faktoren identifiziert, die diesen umlegen können. Dr. Ling Gao /Uni Vanderbilt fand heraus, dass die Oxidation der Omga-3-Fette EPA und DHA ein wichtiges Signal für die NrF2-Aktivierung darstellt. Und dass Menschen, die Fischöl zu sich nehmen (eine Quelle für DHA und EPA), weniger Schäden durch freie Radikale aufweisen. Die Aktivierung des Nrf2-Signalwegs schaltet zudem Gene ein, die das Entgiftungssystem des Körpers über die Produktion zahlreicher weiterer schützender Substanzen unterstützen und gleichzeitig Entzündungen eindämmen- und all das hält auch das Hirn gesund (1)
Eine kohlenhydratarme und zugleich fettreiche Ernährung (leichte Ketose) oder zeitweises Fasten (intermittierendes Fasten) aktiviert ebenso den Nrf2-Schalter, damit mehr hirnschützende Antioxidantien ausgeschüttet werden.
Zu den faszinierenden Forschungsgebieten zählt die Epigenetik, in der bestimmte DNA-Abschnitte (Marker) näher untersucht werden, die unseren Genen mitteilen, wann und wie stark sie sich ausdrücken sollen (Genexpression). Diese epigenetischen Marker sind wie ein Dirigent und haben nicht nur Einfluss auf Gesundheit und Lebensdauer, sondern auch darauf, wie wir unsere Gene an künftige Generationen weitergeben. Unsere täglichen Entscheidungen über unsere Lebensweise haben einen straken Einfluss auf die Genaktivität. Und das macht Mut! Wir wissen heute, dass wir über unsere Nahrungsauswahl, den positiven oder negativen Stress, dem wir uns aussetzen, die Bewegung, die wir suchen oder meiden, die Schlafqualität und sogar die von uns gewählten Beziehungen beträchtlich dazu beitragen, ob bestimmte Gene aktiv werden, und welche Gene gar nicht in Erscheinung treten. Besonders erstaunlich ist die Erkenntnis, dass wir die Expression von über 70 Prozent der Gene beeinflussen können, die einen direkten Bezug zu Gesundheit und Langlebigkeit haben. Deshalb ist es so wichtig, so schädliche Ereignisse wie Entzündungen oder die Produktion von freien Radikalen abzuschalten. Letztere reagieren nämlich sehr empfindlich auf die Bereitstellung von Fetten und Kohlenhydraten (1)
Vorsicht ist geboten bei der Aufnahme von antioxidativ wirkenden Supplementen.
Obwohl viele Krankheiten mit einer Erhöhung des oxidativen Stresses korrelieren,
gibt es keine evidenzbasierten Hinweise, dass die Supplementation mit Antioxidantien
Krankheiten verhindern oder heilen kann.
http://www.aerzteverlag.de/buecher/buchimg/extra_105028.pdf
http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/1006/pdf/kluth_diss.pdf
http://www.glutathion.de/
http://de.sott.net/article/1145-Die-Wahrheit-uber-gesattigte-Fette
(1) Dr. Perlmutter/ Dumm wie Brot/ Mosaik/ ISBN978-3-442-39257-5